Geburt von Lorena
12.03.: Gegen 5 Uhr morgens spüre ich das übliche Hartwerden des Bauches, das ich gegen Ende der Schwangerschaft immer mal wieder habe. Diesmal aber mit einem leichten Ziehen unter dem Bauchnabel. Können das Wehen sein? Ich lege mich einfach nochmal neben meinen Mann und meinen Sohn und schlafe gut weiter. Beim Aufstehen und Frühstück machen kommt das Ziehen immer wieder, aber es ist nur ganz leicht und so arbeitet mein Mann im Homeoffice und mein Sohn und ich verbringen den Vormittag Eisenbahn spielend auf dem Teppich.
Gegen Mittag informiere ich Sabine, dass es eventuell heute oder in nächster Zeit los gehen könnte. Sie braucht aber noch nicht zu kommen. Derweil informieren wir die Großeltern, die unseren Sohn nachmittags zum Spielen und Übernachten abholen. Zufällig kommt noch eine Freundin mit ihren zwei Kindern von nebenan vorbei, um uns selbstgemachten Energiekugeln vorbei zu bringen (Kugeln aus zerkleinerten Datteln und gehackten Nüssen, gewälzt in Kokosraspeln). Was für ein geniales Timing. Sie hatten wohl im Gefühl, dass die Geburt bei uns bald los geht. Spontan laden wir sie ein, noch ein wenig herein zu kommen. Die zwei Kinder spielen bei uns. Die Große (3,5 Jahre alt) malt meinem Mann und mir noch ein Kraftbild. Die Wehen sind gut erträglich und noch in größeren Abständen. Super, dass sich unser Baby so frühzeitig ankündigt. Wir verabschieden die Freunde und mein Mann baut den Pool im Wohnzimmer auf. Wir genießen den restlichen Abend zu zweit und gehen früh ins Bett, um genug Energie für die Nacht zu haben.
Um 23 Uhr kann ich nicht mehr schlafen. Ich verziehe mich ins Wohnzimmer, um meinem Mann noch etwas Schlaf zu ermöglichen und informiere Sabine erneut. "Jetzt ist alles noch entspannt aber mach dich mal auf einen Anruf gefasst". Ich döse in den Wehenpausen immer wieder auf dem Sofa ein. Für die Wehen suche ich mir dann die bequemste Position. Kniend vor dem Sofa, mit den Unterarmen dort aufgestützt, hat sich bei mir bewährt. Auch unser erstes Kind ist so bei uns zu Hause mit Sabine zur Welt gekommen. Allerdings im Schlafzimmer. Es fühlt sich gut an, im Moment zu sein, ganz bei mir und dem Baby, ohne auf jemand anderen Rücksicht nehmen zu müssen. Ich bin offen für alles was kommt. Denn ich weiß, es ist gut. Ich lasse meinen Körper machen. Er weiß besser als ich, was zu tun ist.
13.03.: Gegen 5 Uhr werden die Wehen etwas stärker. Ich möchte Sabine nicht unnötig früh aus dem Bett scheuchen, so schreibe ich ihr um 5:30 noch eine SMS. Um 6 Uhr greife ich aber dann doch zum Telefon und rufe Sabine an. Sie macht sich auf den Weg. Ich stelle die Haustüre auf automatisch öffnen und veratme weiter die Wehen. Sabine kommt gegen 7 Uhr und muss mich erst mal suchen... Den Tönen nach. Ich bin ganz auf mich und das Baby konzentriert und nehme ihre Anwesenheit durch den positiven, ruhigen Energiestrom wahr. In einer Wehenpausen fragt sie, ob sie meinen Mann wecken soll. Ich bejahe und beide bereiten alles für die Geburt vor. Sabine legt eine wasserdichte Folie zwischen mich und den Teppich. "Unsere stille Vorbereitung zu zweit ist vorbei. Jetzt sind alle da, es kann los gehen. Wir sind bereit." denke ich. Den Pool brauchen wir diesmal wieder nicht, aber es ist schön zu wissen, dass ich die Option hatte.
"Die Fruchtblase ist noch nicht geplatzt" höre ich mich Sabine informieren. Sie meint nur "ah, na mal sehen..." Und in der nächsten Wehe macht es "flatsch". Die Wehen werden immer stärker, zwei drei hintereinander, dann wieder eine etwas längere Pause. Ich bin mir immer noch unsicher, ob es jetzt WIRKLICH bald los geht. Sabine drückt mit ihrer Hand etwas gegen meinen unteren Rücken aber ich nehme es kaum wahr. Trotzdem, ihr ruhiger Gegendruck tut mir gut. Und auf einmal sind die Presswehen da. Sabine hält ein warmes, feuchtes Tuch dagegen. Ich spüre wie das Köpfchen vor und wieder zurück gleitet. Bei der nächsten Wehe ist Lorena geboren. Es ist 7:40 Uhr. Sabine legt sie unter mich auf den Boden und ich bestaunen sie erst mal. Sie macht keine Geräusche, also frage ich "atmet sie?" Sabine bejaht und ich streichle meine kleine, nasse Tochter. Kurz darauf fängt sie an, Geräusche zu machen und ich nehme sie zu mir auf den Arm hoch. Wir sind erstaunt, weil die Plazenta auf einmal neben meiner Tochter, die ich gerade hochnehmen möchte, auf dem Boden liegt. Vor lauter Staunen und streicheln hat niemand bemerkt wie die Plazenta geboren wurde. Ich habe keine weitere Wehe gespürt, mit der sie hätte geboren werden können. Auch keinerlei Druck oder ähnliches. Egal. Sabine bereitet das Sofa vor und wir legen uns hin. Mein Mann beliefert uns mit warmen Handtüchern und wir kuscheln gemütlich zu dritt. Lorena sucht, dockt an und trinkt ausgiebig. Sabine zieht sich zurück und erledigt etwas Papierkram. Als Lorena fertig getrunken hat und eingeschlafen ist, bietet mir Sabine an mich zur Dusche zu begleiten, was ich dankend annehmen. Lorena darf derweil zu Papa kuscheln. Mein Kreislauf ist noch nicht so stabil und mein Bauch fühlt sich leer und schwabbelig an, sodass ich ihn gerne fest halten möchte. Ich bin über die Unterstützung von Sabine sehr froh. Frisch abgeduscht mache ich es mir wieder auf dem Sofa bequem, Sabine prüft die Plazenta und schaut nach Geburtsverletzungen. Wir entscheiden uns, doch nicht auf unseren Sohn zu warten, damit er Lorena von der Plazenta trennen darf, sondern mein Mann übernimmt diese Aufgabe. Er schneidet die Nabelschnur besonders lange ab, damit unser Großer sie später noch einmal kürzen darf. Wir fanden die Idee von Sabine, dass er diese Aufgabe übernehmen darf, sehr schön und hatten ihm versprochen damit auf ihn zu warten.
Sabine untersucht Lorena, wiegt sie, misst wie groß sie ist: Alles dran, alles gesund. Wir informieren unseren Sohn als erstes über die Geburt von seiner Schwester. Mit den Großeltern vereinbaren wir, dass sie noch spielen, Mittagessen und dann nachmittags zu uns kommen. Sabine verabschiedet sich, da sie gerade auch noch eine Frau mit Blasensprung betreut. Wir kommen gut zu recht. Wir genießen noch die restliche Zeit zu dritt, futtern die Energiekugeln und freuen uns schließlich über das Zusammenkommen der ganzen Familie am Nachmittag. Abends kommt Sabine nochmal zu uns und schaut, ob und wie wir Hilfe brauchen.
Die Betreuung im Wochenbett von Sabine ist einfach toll. Ich freue mich immer sehr auf ihren Besuch. Sie kommt zu Beginn jeden Tag, spielt meist erst mal mit dem Großen, sie bindet ihn aktiv in die Untersuchungen von Lorena und mir ein. Ihre sanfte Bauchmassage mit dem wohlig duftenden Öl tut mir sehr gut. Sabine bringt immer gute Stimmung mit und hat gute Tipps und Mittel für uns. Besonders sind mir zwei Tipps in Erinnerung geblieben: das Baby beim Wickeln drehen, statt anheben (denn auch als Erwachsener mag man es lieber, Bodenkontakt zu haben) und ganz sanft und von der Seite aus kommend die Falten am Hals säubern (ist ja eigentlich klar, kein Mensch mag es direkt von vorne am empfindlichen Hals berührt zu werden). Sabine behandelt die kleinen und großen Menschen mit viel Respekt und Würde.
Ich bin so froh, dass ich beide Kinder mit Sabine in unserer gewohnten, gemütlichen Umgebung gebären durfte. Die Betreuung während der Schwangerschaft, mit den Vorsorgeuntersuchungen bei uns zu Hause, empfand ich viel persönlicher, entspannter, ganzheitlicher, gesundheitsorientierter und liebevoller als in der Arztpraxis. Ich durfte dank Sabine zwei wunderbare, selbstbestimmte Geburten erleben, die mir sehr viel Selbstvertrauen und Kraft schenkten. Und sie schenkten mir auch zwei wunderbare Kinder, mit denen mein Leben so viel bunter, lustiger und reicher ist.
Vielen lieben Dank!!!
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