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Beim vierten Kind endlich eine Hausgeburt gewagt – Ein Tagebucheintrag

15. Dezember: 21.25 Uhr: gestern und heute habe ich mich zum Bücher vorlesen für deine jüngste Schwester nicht mehr auf das Sofa gesetzt, sondern alles nur noch im Vierfüßlerstand oder sogar mit dem Kopf weiter unten gemacht, damit du dich schön drehst. Sabine hat mir diesen Tipp gegeben, da du noch nicht ganz richtig in Startposition bist. So „saß“ ich auch heute Abend noch eine ganze Weile vor dem Ofen, obwohl ich eigentlich ziemlich müde war und das Gefühl hatte ich sollte ins Bett gehen. Immerhin wäre es gut einigermaßen ausgeschlafen zu sein, falls du dich demnächst auf den Weg machst. Tja, und dann war es 21.25 Uhr, ich wollte gerade aufstehen und ins Bett gehen. Dein Papa hatte noch ein Onlinemeeting. Auf den brauchte ich nicht warten. Und als ich aufgestanden bin, lief plötzlich Fruchtwasser aus. Ich habe nicht gespürt, wie die Fruchtblase geplatzt ist und so war ich schon etwas erstaunt, als es mir plötzlich unkontrolliert warm und nass die Beine runter lief. Also schnell vom Teppich ins Bad gewechselt und mal gerochen. Ja, eindeutig Fruchtwasser. Den Geruch kenne ich. - Ist doch die Geburt nun bei allen unseren Kindern mit einem Blasensprung los gegangen. :-) Ich habe dann nach deinem Papa gerufen. Der kam rein, sah mich auf Toilette sitzen und ich weiß nicht mehr genau ob ich gesagt habe „die Fruchtblase ist geplatzt“, aber seine Reaktion war „das ist jetzt nicht dein Ernst“. Und wir beide haben uns riesig gefreut, dass es jetzt los geht. Bald werden wir dich in den Armen halten können! :-) Papa ist dann wieder zu seinem Meeting und ich habe mich trockengelegt. Um 21.29 Uhr habe ich bei Sabine angerufen und ihr erzählt, dass die Fruchtblase geplatzt ist. Sie kommt vorbei, um nach deinen Herztönen zu hören. Dann gehen wir erstmal alle in die Nachtruhe, falls bei mir keine Wehen auftauchen. Von denen ist bisher aber nichts zu spüren. Mal sehen ob wir vor lauter Aufregung zur Ruhe kommen. 21.35 Uhr Das Fruchtwasser läuft wie sonst was. Es plätschert richtig. 22.08 Uhr: Sabine ist da. Deine Herztöne sind super und so wie es sich anhört und was sie tastet, liegst du jetzt mit dem Rücken nach vorne. Also so wie es sein soll. Juhu! Darüber bin ich schon mal sehr erleichtert. 23.08 Uhr: Nun gehe ich mal ins Bett und versuche zu schlafen. Dabei bin ich nun ja schon etwas aufgeregt, wer sich da zu uns gesellen will und wann du das tust. Aber ein bisschen Schlaf kann mit Sicherheit nicht schaden. Mal sehen, wann dann die Wehen los gehen. Wenn nichts anderes passiert, wird Sabine morgen früh zwischen halb acht und acht wieder nach uns gucken.

16. Dezember: Gestern Abend habe ich noch eine Weile gebraucht, bis ich einschlafen konnte. Heute Morgen sind wir für deine Schwestern in den Tag gestartet, als ob nichts wäre. Immerhin müssen deine zwei großen Schwestern heute wieder in die Schule und eine Mathearbeit steht an. Sonst ist es mit der Konzentration dahin, wenn sie erfahren, dass du dich auf den Weg machst. Morgens habe ich keine Wehen. 8.00 Uhr Sabine kommt. Du liegst gut. Gemeinsam mit deiner jüngsten Schwester massiert sie mir die Beine mit Öl ein und wir sollen einen aktiven Vormittag verbringen, um Wehen zu fördern. 14.00 Uhr: Sabine kommt mit ihrer Schülerin Hanna. Heute Vormittag waren wir gemeinsam mit deiner Schwester einkaufen. Später habe ich mit ihr die Reisetaschen für deine drei großen Schwestern gepackt, sowie die Bettwäsche. Heute Abend dürfen sie auf jeden Fall bei Oma und Opa übernachten. Wehen habe sich bisher leider keine eingestellt. Nun gibt es ein Senfmehlfußbad und danach einen Mittagsschlaf für mich. 15.30 Uhr: Jetzt habe ich ausgeschlafen und wir gehen in die nächste aktive Phase. Wenn deine große Schwester demnächst von der Mittagsschule heimkommt, wird Papa deine Schwestern zu Oma und Opa bringen. Danach gehen wir spazieren. Mal sehen ob dann Wehen kommen... 19.00 Uhr: Sabine und Hanna waren da. Weil der Blasensprung nun schon fast 24 Stunden her ist, wird ein CTG geschrieben. Sabine will sicher gehen, dass es dir gut geht. Davon gehe ich aus, denn ich spüre dich immer wieder. Dein Herzschlag ist gut. Seit dem Spaziergang habe ich auch immer wieder Wehen. Während dem CTG werden zwei aufgezeichnet. Abstand ungefähr 15 Minuten. Während dem CTG hat Hanna meine Füße massiert und von Sabine habe ich noch eine Nackenmassage bekommen. Sie meinte, dass ich noch etwas verspannt wirke und das Einfluss auf den Wehenverlauf haben könnte, wenn ich lockerlassen kann. 20.15 Uhr: Papa und ich haben Abendbrot gegessen. Ich habe mir zwei Brote mit Nutella gegönnt. Klingt vielleicht etwas verrückt, war aber sehr lecker. Und die Wehe zum krönenden Abschluss war schon recht ordentlich. Ich glaube jetzt wird es mit den Wehen. Mal sehen, ob wir dich heute noch in Empfang nehmen dürfen.

17. Dezember: 1.45 Uhr: Ich beschließe aufzustehen. Zwischen den Wehen sind zwar große Pausen, aber im Liegen sind sie doch unangenehm. Im Wohnzimmer haben wir eine Matratze auf den Boden gelegt. Dort schlafe ich nun den Rest der Nacht und für die Wehen gehe ich kurz auf die Knie. 6.30 Uhr: Dein Papa geht jetzt zu Oma und Opa, um deine Schwestern mit startklar für den Tag zu machen. Um 7.10 Uhr kommt die erste kurz vorbei um mir guten Morgen zu sagen. Und ich kann ihr nur sagen, dass du immer noch nicht da bist und noch nichts passiert. Um kurz vor acht kommt die nächste vorbei, um guten Morgen zu sagen und dann in die Schule zu gehen. Auch ihr kann ich nur sagen, dass wir noch immer darauf warten, dass es los geht. 8.15 Uhr Sabine kommt. Heute ist sie wieder allein unterwegs. Sie macht wieder ein CTG. Es ist alles in bester Ordnung. Auch das Fruchtwasser ist weiterhin klar und ich habe kein Fieber. Somit können wir weiter abwarten, ob die Wehen kommen. Solltest du bis heute Abend aber nicht da sein, würde sie mal nach dem Muttermund tasten, ob sie da irgendwas feststellen kann, warum es nicht los geht. Ich bekomme eine Kreuzbeinmassage und eine Baucheinreibung. Das Öl riecht nach Weihnachtsland - Räucherduft ohne Räucherkerze. Mit dem Öl soll ich mir über den Vormittag immer wieder den Bauch einreiben. Außerdem soll ich alle viertel Stunde Quarz nehmen. Allem gemein ist - es soll die Wehen anregen. Daher gehen Papa und ich wieder eine Runde spazieren. Wir tragen noch ein paar Weihnachtsbriefe im Ort aus. Und so machen wir bei drei Häusern halt. Auf dem Spaziergang merke ich immer wieder, wie das Fruchtwasser raus schwappt. Außerdem habe ich zwei/drei Wehen, bei denen ich nicht nur langsamer laufen möchte, sondern stehen bleibe. Von 9.15-9.50 Uhr sind wir unterwegs, bei schönstem Sonnenschein. Es ist ein wunderschöner Tag heute. Deine Uroma hätte heute Geburtstag gehabt. Vielleicht willst du heute tatsächlich kommen!? Wir sind nach Hause, weil ich auf die Toilette musste. Danach wollte ich eigentlich nochmal laufen. Das Wetter ist einfach so genial. Aber als wir dann zu Hause sind, will ich doch nicht mehr los. Die Wehen werden deutlich kräftiger und zum Veratmen stütze ich mich auf den Küchentresen und lasse mein Becken kreisen, damit du weiter nach unten rutschen kannst. Ab halb elf kommen die Wehen alle fünf bis sieben Minuten. Ab halb zwölf werden die Abstände wieder größer. Bis zu zehn Minuten liegen dazwischen. 11.56 Uhr: Papa schreibt Sabine, dass die Wehen nun „regelmäßig“ alle 6-10 Minuten kommen. Sabine ist gerade in Waldenbuch und braucht daher zum Fahren eine halbe Stunde. Sie schreibt, dass sie noch eine bisschen braucht und dann direkt zu uns fährt, wir aber jederzeit Bescheid geben können, dann fährt sie sofort los. 12.40: Während deine eine Schwester nach der Schule einfach zu Hause vorbei zu Oma und Opa gelaufen ist, klingelt deine große Schwester auf dem Heimweg bei uns. Also bringen wir sie kurz auf den neuesten Stand. Du bist immer noch nicht da und es kann noch dauern. Zum Glück habe ich gerade keine Wehe. 13.15 Uhr: Die Wehen werden stärker und Papa muss mir während der Wehen aufs Kreuzbein drücken und ich muss tönen. Sabine kommt (jetzt wird es gefühlt auch Zeit, dass sie da ist) und dieses Mal lassen wir sie auch nicht wieder gehen. Die Geburt ist eindeutig los gegangen. 13.45 Uhr: Ich merke, wie du tiefer rutschst. 14.00 Uhr: Ich sage zu Papa und Sabine, dass ich das Gefühl habe du kommst bald. Irgendwie habe ich deutlich das Gefühl, dass du immer weiter nach unten rutschst und ich bald pressen muss. Ich sage Sabine, dass ich nicht im Stehen entbinden möchte, sondern nun vor dem Sofa knien möchte. Sie bereitet dort alles vor. 14.10 Uhr: Ich gehe zum Sofa in den Kniestand. Ich kann mir nicht vorstellen dich im Stehen am Küchentresen zu entbinden. Hier kann ich mich nicht richtig festhalten. Die Wehenpausen werden wieder größer 14.16 Uhr: ich spüre mehr Druck nach unten. 14.24 Uhr: in den Wehenpausen habe ich ein reibendes Gefühl im Becken, als würdest du dich drehen. 14.30 Uhr: Sabine schreibt: „Stefanie gibt dem Druck nach Gefühl und Wehenkraft nach. Köpfchen arbeitet sich durchs Becken. Damm dehnt sich. 14:38 Uhr: Die Wehen sind irre schmerzhaft und es drückt wie verrückt. Ich fühle - und tatsächlich: ich kann dein Köpfchen fühlen. 14.40 Uhr: Dein Köpfchen ist da. 14.41 Uhr: Du bist geboren!!!! Ich nehme dich vom Boden etwas hoch und Papa und ich schauen dich an. Da bist du - unser Kind! So warm, weich, glitschig. Erstmal schauen wir, wer du denn nun bist - ein Mädchen! Du bist geboren. Wir freuen uns riesig und sind mega stolz, dass wir es zu dritt bzw. zu viert geschafft haben. Hier zu Hause, bei uns im Wohnzimmer bist du geboren. Wie schön. Im ersten Moment - es kommt uns ewig vor - atmest du noch gar nicht. Du hast deine Augen nur ganz weit offen. Wir sind kurz etwas besorgt, aber ich nehme dich einfach schnell zu mir auf die Haut und kuschel dich. 14.43 Uhr: wir ziehen um vom Knien zum Liegen auf die Matratze. Gar nicht so einfach, denn du hängst noch an der Nabelschnur und die hängt in mir noch an der Plazenta fest. Aber Papa und Sabine helfen mir zusammen rüber. 15.05 Uhr: Du fängst an zu suchen und ich lege dich das erste Mal zum Stillen an. 15.20 Uhr: Die Arbeit ist noch nicht fertig. Nachwehen habe ich schon seit einer halben Stunde, aber bisher wollte die Plazenta nicht rauskommen. Deshalb gehe ich nun nochmal in den Kniestand. Du liegst auf der Matratze, eingewickelt in den Handtüchern, die Papa im Backofen vorgewärmt hat und Papa kuschelt mit dir und bestaunt dich. 15.30 Uhr: Nun habe ich die Plazenta rausgeschoben. Geschafft. 15.40 Uhr: Eine Stunde nach Geburt und ich darf duschen gehen. Was eine Wohltat. Diese warme Dusche tut richtig gut. Und du darfst währenddessen mit deinem Papa kuscheln. 15.50 Uhr: Papa hat dich abgenabelt. 16.00 Uhr: Du bekommst die zweite Brust. 16.30 Uhr: Sabine macht die U1. Sie schaut dich genau an. Es ist alles dran an dir und du machst einen gesunden und fitten Eindruck. Du wirst von Sabine in einer Tuchwaage gewogen. 17:30 Uhr: knapp drei Stunden nach Geburt verabschiedet sich Sabine von uns. Sie wird morgen wieder nach uns gucken. Zeit deine Schwestern zu holen, damit sie dich auch kennenlernen können.


Wir würden jederzeit wieder eine Hausgeburt machen! Schade, dass wir es nicht schon beim ersten Kind gewagt haben. Vielen Dank Sabine, dass du uns dies ermöglicht hast. Die erste Geburt ohne externe Eingriffe in den Geburtsverlauf. Ganz natürlich – und das trotz der langen Zeit nach Blasensprung. Wir haben uns jederzeit bestens aufgehoben gefühlt!

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