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Geburt von Rahel

Schon in meinen ersten beiden Schwangerschaften hätte ich mir eine intensive Betreuung durch eine Hebamme und eine Hausgeburt gewünscht, fand damals jedoch keine Hebamme, die mich begleiten konnte. Nun, in meiner dritten Schwangerschaft, suchte ich noch mit dem Schwangerschaftstest in der Hand die Kontaktdaten von Sabine Braun heraus und setze mich mit ihr in Verbindung. Ich hatte Glück, ich war früh genug dran und kam in den Genuss von ihr in meiner gesamten Schwangerschaft, unter der Geburt und im Wochenbett begleitet zu werden. Sie übernahm, bis auf eine Ultraschalluntersuchung bei der Ärztin, die gesamte Vorsorge. Ich bin normalerweise ein Mensch, der gerne alles unter Kontrolle hat, plant, organisiert. Wie schön war es, mich von Sabine mit ihrem Vertrauen und ihrer Geduld anstecken zu lassen. Das Kind in mir durfte wachsen, durfte sich nach und nach seinen Raum erobern und ich musste nicht durch die x-te Ultraschalluntersuchung kontrollieren lassen, ob es im Normbereich lag, ob es in der „richtigen“ Geschwindigkeit wuchs oder zu groß/klein war. Ich konnte loslassen und in meinen Bauch hineinhören. Die Vorsorgeuntersuchungen waren geprägt von Vorfreude auf das Ungeborene und dem Vertrauen, dass mein Körper genau weiß, was zu tun ist. Je weiter die Schwangerschaft voranschritt, desto mehr Zutrauen in den Vorgang von Schwangerschaft und Geburt bekam ich und desto weniger hatte ich das Bedürfnis nach „Kontrolle“ und Absicherung. Ich spürte einfach, dass alles in Ordnung war und Sabine begleitete mich die 9 Monate mit ihrer Ruhe, Kompetenz und Erfahrung. Als dann der errechnete Geburtstermin immer näher rückte und schließlich auch verstrich, die Aufregung und die Ungeduld von Tag zu Tag größer wurden, da gab mir die Aussicht, mein Kind zuhause zur Welt zu bringen, Ruhe und Sicherheit. Die Geburt selbst war für mich rundum stimmig. Die beiden vorangegangenen Geburten meiner großen Kinder waren keine „Horror-Geburten“, ich erinnere mich auch gerne an sie zurück und dennoch war die Geburt zuhause von einer ganz anderen Qualität. Ich fühlte mich zu jedem Zeitpunkt selbstbestimmt und absolut sicher. Es ging einfach seinen natürlichen Gang, mir wurde nicht reingeredet und ich konnte mich ganz und gar auf meine Intuition, auf meinen Körper und das Baby konzentrieren und verlassen. Sabine blieb im Hintergrund und war dennoch so präsent, dass ich erst durch ihr da-sein auf mich hören konnte. Ich fühlte mich aufgehoben in meinen eigenen vier Wänden: unsere älteste Tochter hatte auf die Balkontüre mit Fingerfarbe ein Willkommensbild für ihre kleinste Schwester gemalt, die Kinder schliefen im Zimmer nebenan und Sabine war in unserem Wohnzimmer, wie schon so viele Male davor. Ich erlebte auch meinen Mann in einer neuen Rolle, die ich von den anderen beiden Klinikgeburten so nicht kannte. Er konnte viel besser mit meinem Zustand umgehen und erlebte sich als wirklich hilfreich (was er auch tatsächlich war). Das Schönste und Angenehmste war die unmittelbare Zeit nach der Geburt. Diese zauberhafte, magische Neugeborenenzeit, in der sich nicht die fünfte Nachtschwester vorstellte, in der kein Fotograf ins Zimmer kam um seine Visitenkarte zu überreichen, in der keine Neonröhren flackerten. Wir waren für uns, mein Baby und ich. Mein Mann und die großen Geschwister als Nächstes und die Einzige, die uns in unserer kleinen Welt stören durfte war Sabine, die nach mir und dem Baby schaute, mit so viel Zeit und Energie, wie es kein Krankenhaus leisten kann. Diese Rahmenbedingungen ermöglichten uns als größer gewordene Familie schnell zusammenzuwachsen, sie brachten eine Natürlichkeit mit sich, die bei den Kindern keinerlei Eifersucht hervorrief und ein neues Familienmitglied, was sich sichtlich wohl und zuhause bei uns fühlt.

Mit meinem Bericht geht es mir nicht darum Hausgeburten über Klinikgeburten zu stellen, sondern anderen Lust und Mut auf die Erfahrung selbstbestimmter Schwangerschaft und Geburt zu machen. Ich wünsche jeder Schwangeren die Möglichkeit, sich frei zu entscheiden, wo und wie ihr Kind zur Welt kommt. Und dafür braucht es Hebammen wie Sabine, die sich auf das Tempo der werdenden Mutter einlassen, sie in ihren Sorgen und Wünschen ernst nehmen und in Beziehung gehen.



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