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Geburt von Sophie Malou

Meinen ersten Kontakt mit Sabine hatte ich schon relativ früh in der Schwangerschaft, da ich mir schon relativ früh Gedanken über die Geburt und eine mögliche Hausgeburt machte. Von verschiedener Literatur fühlte ich mich bestärkt und hatte doch immer ein bisschen Bange 'was wird wenn' etc. pp.. Von meinem Frauenarzt war ich von Anfang an enttäuscht. Gleich zu Beginn bekam ich sämtliche Infobroschüren über Fruchtwasserpunktionen und weiß Gott was alles. Ob das überhaupt für mich notwendig wäre, war für ihn erstmal nachrangig. Für mich war relativ schnell klar: Das ist nicht mein Weg und ich bin nicht Schema F nach dem Motto 'heute ist wieder ein Sono dran und morgen schreiben wir ein CTG'. Mich haben ganz andere Themen beschäftigt. Auf meine Anliegen wie Übelkeit bekam ich Antworten wie 'Da müssen Sie halt durch'. Ein paar mal bin ich noch zu ihm in die Vorsorge gegangen, aber mehr auf die Wünsche meines Partners hin. Danach war ich immer unzufrieden und habe mich über mich selbst geärgert. Irgendwann habe ich dann die Termine abgesagt und die Vorsorge von Sabine durchführen lassen. Das war super bequem. Ich brauchte nicht mehr durch die Gegend fahren und 1 Std. im Wartezimmer warten, was gerade am Ende der Schwangerschaft doch sicher beschwerlich geworden wäre. Letztendlich dachte ich mir: warum soll ich nicht die Vorsorgetermine gleich nutzen um den Menschen besser kennenzulernen, der mich nachher auch bei der Geburt begleitet? Mein Frauenarzt wird da sicher nicht bei mir sein.


Die Besuche von Sabine waren immer positiv. Sie bestärkte mich und gab mir interessante Impulse. Letztendlich war mir immer bewusst: Egal ob ich in eine Klinik gehe oder zu Hause in gewohnter Umgebung bin, dieses Kind muss ich so oder so selber bekommen. Dann doch lieber zu Hause, wo ich meinen Frieden habe und niemand sonst etwas von mir will. Aus eigener beruflicher Erfahrung weiß ich, wie hektisch der Klinikalltag sein und wieviel von den Stimmungen des Personals abhängen kann. Hier hatte ich immer Bedenken, dass an dem Tag jemand Dienst hat, wo die Chemie nicht stimmt. Außerdem wollte ich nicht Gefahr laufen, zum Anschauungsobjekt von Ärzten und Praktikanten zu werden. Mir war bewusst, dass das ein ganz besonderer Moment wird, der unheimlich viel Entspannung, Lockerung und Ruhe benötigt. Und dazu wollte ich keine Fremden um mich wissen. Ich wollte die Geburt für dieses Kind so angenehm gestalten und dass es für mich und auch für sie oder ihn etwas ganz besonderes wird.


Naja, letztlich kam es doch etwas anders als ich dachte und wir hatten doch keine Zeit und Gedanken mehr irgendwelche Kerzen anzuzünden und gemütliche Musik aufzulegen. Die letzten Wochen waren schon etwas mühsam und nun hatte auch ich etwas Wasser in den Füßen. Sabine meinte, wenn ich bei über 40°C kein Wasser hätte, würde sie denken mit mir stimmt etwas nicht. Die Kiste mit allen Utensilien war längst gepackt. Die Entscheidung es zu Hause (wie jede andere Frau) anzufangen und es zu versuchen und zu sehen wie weit ich gehen würde, war getroffen. Letztendlich wusste ich ja bis zu diesem Tag nicht, wie es wird und wie ich damit umgehe. Die letzten 2 Wochen hat mich dann doch die Nestputzerei erwischt (wo ich mich doch immer über alle anderen lustig gemacht habe, was das doch für ein Unsinn ist). Nun gut am 22. Juli habe ich doch noch die gesamte Küche und sämtliche Fenster (auch die bodentiefen) nach allen Regeln der Kunst geputzt. Es war zwar etwas mühsam, ging aber, nur halt etwas langsamer. Um 22:00 Uhr bin ich dann nur noch ins Bett gefallen.


Morgens um 2:00 Uhr wurde ich dann von Krämpfen geweckt. Ich musste ordentlich langsam atmen und es waren gute Menstruationsbeschwerden. Ich hatte solche Krämpfe schon öfters und auch schon deutlicher, deswegen nahm ich sie nicht wirklich ernst. Auf der Seite liegend im Bett war alles okay und ich konnte ganz ordentlich ausatmen und mich hineinfühlen und entspannen. Hier habe ich noch nicht wirklich an Geburt gedacht. Ich glaube meine Einstellung war: geschehen lassen, was geschieht. Nach einer halben Stunde wurde David munter. Ich wollte ihn nicht wecken, weil wozu auch. Nochmals 20-30 min. später hatte ich das Gefühl: Das ist doch ein bisschen regelmäßig. Also nahm David sein Handy raus und stoppte fleißig die Wehen und Pausen. Manchmal habe ich vergessen 'Jetzt' und 'Jetzt nicht mehr' zusagen, weil ich dachte: es ist doch klar, das hört man doch. Nach den ersten von David fleißig gemessenen Wehen war dann klar: die sind regelmäßig und kommen so alle 3 bis 4 Minuten. Manche Frauen fahren da ja in eine Klinik, aber ich habe mich pudelwohl gefühlt und überhaut nicht an Klinik gedacht. Nach ca. noch einer halben Stunde, also gegen 3:30 Uhr haben wir Sabine informiert. Sie fragte ob ich irgendwas brauchte und wie es mir ginge. 'Mir geht es super und mit den Wehen komme ich gut alleine klar.'

Die Zeit verging und es wurde peu à peu intensiver. Zwischenzeitlich hatte ich das kuschelige Bett verlassen und lief langsam durch die Wohnung. Bei jeder Wehe kniete ich mich dann irgendwo hin. Meistens vor die Couch. Mal frontal direkt vor die Couch, dann doch seitlich über die Lehne gestützt, da kniete ich allerdings fast in der Tür. Das fühlte sich auch nicht richtig an. Das Kind kann ja nicht zwischen Tür und Angel kommen. ;-) Dann habe ich das Bett ausprobiert. Das war zu tief und gab zu sehr nach. Ach, ich habe alles mögliche ausprobiert. Es wurde halt immer intensiver und ich musste mir mein Plätzchen suchen. Zwischenzeitlich hatten wir ein paarmal mit Sabine telefoniert. Sie war nun unterwegs. Dann bekam ich leichte Blutungen mit kleinen Blutkoageln - ca. so groß wie ein Daumen - die uns schon etwas nervös machten. Sie waren immer nur während der Wehen. Als wir Sabine informierten, meinte sie: dann müsst ihr in die Klinik.

Bow, das war wie ein Schlag. Aber nun gut, was will man machen? Kurz brach Panik aus. Ich meinte nur zu David: "Jetzt bleib ganz ruhig. Mach nur keine Hektik. Die Tasche ist gepackt und wir können jetzt direkt ganz in Ruhe fahren." In mir war alles, aber keine Ruhe. Ich hatte schon meine Bedenken: wie soll ich die Treppen runter in die Tiefgarage und wie soll ich in das Auto reinkommen und da bis zur Filderklinik sitzen? Gut, die Treppen runter geht vielleicht schon irgendwie, aber im Auto sitzen. Allein die Vorstellung daran löste schon wieder die nächste Wehe aus. David hatte kurz einen hellen Moment und meinte: "Jetzt ruf nochmal Sabine an und frag sie, wann sie da ist. Gesagt, getan: Sie ist in 7 Minuten da. Gut, dann fahren wir nicht, dann warten wir auf sie. Vielleicht geht es ja doch. Schließlich ging es mir gut und es waren ja nur die Blutungen, die uns beunruhigten. Mir ging es doch gut. Die Wehen waren nur recht intensiv.

Sie kam keine 3 Minuten später. Ach ich hätte ihr erstmal so richtig um den Hals fallen können, so erleichtert war ich. David hatte sich etwas angezogen und ich hatte mein Nachthemd an. Was sollte ich auch anziehen, heute/jetzt war schließlich Geburt. ;-) Also ich war da, das Kind hatte ich auch dabei und Sabine war auch da. Super. Jetzt kann es losgehen und es sollte auch nicht mehr lange dauern.


Ich versuchte es nochmal im Stehen im Türrahmen. Das ging gar nicht. Als nächstes das Bett. Nein definitiv zu weich. David holte wohl in der Zwischenzeit sämtliche Utensilien aus Sabines Auto. Ich hab davon gar nichts mitbekommen. Das einzige war, dass ich ganz kurz bemerkt habe, dass draußen tropische Regengüße niedergingen. Dann gingen wir eben wieder ins Bad, wo ich ja vorher auch schon mal war. Sabine kniete sich neben mich und dokumentierte.

Das erste was sie machte war die Herztöne zu messen. Ging gerade nicht, da kam wieder eine Wehe. Es jagte eine Wehe die nächste. Und es waren maximal eine Minute Pause dazwischen. Ich weiß es nicht genau, aber gefühlt war es sogar kürzer. Teilweise hatte ich das Gefühl, konnte ich gerade noch etwas trinken und schon ging es weiter. Also gut, die Herztöne waren gut und Sabine hat sie vielleicht 2-3x gemessen. Das hat mir dann auch gereicht, weil es auch unbequem war so aufrecht zu knien. Nun gut nachdem sie das erste Mal die Herztöne gemessen hatte, wollte sie den Muttermund tasten. Das war so ca. 5:00 Uhr, sie kam ja 4:45 Uhr. Ich war schon ganz gespannt darauf. Schließlich hatte ich hier gute Wehen und war gut dabei. Sie meinte, dass er vollständig offen ist. Da war ich völlig aus dem Häusschen: "Oh Gott Sabine hättest Du nicht sagen können: der ist nur 6 cm offen?" Ich dachte nur, verdammt jetzt kommt ja hier das Kind. Das geht doch nicht. Vielleicht in ein paar Stunden... aber jetzt so gleich? Nein. Und dann ist unser Leben zu zweit zu Ende und wir haben dann die volle Verantwortung für dieses Kind? Ach bitte erst in ein paar Stunden, oder morgen ;-0

Komisch - es war, als hätte sie damit einen Schalter umgelegt. Plötzlich fühlten sich die Wehen ganz anders an. Sie waren noch viel intensiver und ich spürte einen guten Druck nach unten, der immer direkt nach unten ging. Bevor Sabine da war hatte ich mal ganz kurz so ein Gefühl auf der Toilette. Aber da dachte ich mir: das geht doch jetzt nicht hier auf dem WC und überhaupt jetzt schon? Also die Wehen drückten jetzt gut nach unten. Ich genoss die Pausen regelrecht. Und ich kann mich gut erinnern, dass ich ganz oft gesagt habe: "Es tut gar nicht weh". (Was allerdings nicht heißt, dass ich nicht laut war. Ich wurde schon laut!) Es war irgendwie eine Anspannung in der Luft, die ich vielleicht damit lösen wollte. Aber es tat auch nicht wirklich weh. Es fühlte sich nicht an wie Presswehen, oder wie ich mir Presswehen vorher vorstellte. Ich presste auch nicht wirklich. Es war vielmehr so ein Gefühl des Raumschaffens, für das, was da drückte. Ich würde sagen, ich habe ganz aktiv passiv nichts gemacht. Aber es kann natürlich schon sein, dass mein Bauch angespannt oder hart war. Denn irgendwie muss ja dieses Kind da raus. Aber ich habe auch nicht wirklich in den Bauch hineingefühlt, sondern, wenn dann in das Becken oder besser in den Beckenboden. David, der nun alle Sachen von Sabine geholt hatte, lief nun im Flur auf und ab. Mir tat das total leid. Der arme Kerl ist ja total aufgeregt und macht sich vielleicht noch Sorgen und dabei ist doch gar nichts - also nichts schlimmes. Also meinte ich nur, er könne sich auch ruhig einen Stuhl holen. Na da hatte ich Sabines Lacher aber gleich auf meiner Seite. Na auf jeden Fall konnte ich es immer deutlicher spüren. In den Pausen drehte ich mich immer wieder nach David und war ein bisschen traurig und dachte: Mensch wenn das Kind jetzt kommt, kann er gar nicht richtig dabei sein. Als wenn es Sabine gemerkt hätte, hat sie ihn kurzerhand dazu gerufen. Er saß in unserem kleinen Bad auf dem Wannenrand und hielt mir die Hand. Wobei witzig war, dass er meine Hand drückte. Ich musste ja entspannt sein. Ich weiß noch, dass ich mich wunderte: Mensch, ist er vor Angst kaltschweißig. Später stellte sich dann heraus, dass er durch den Regen flitzte um die Sachen zu holen. Dann war der Druck so groß, dass ich dachte: jetzt ist doch der Kopf da. Sabine meinte nein, aber ich könne mal fühlen. Nun der Kopf war nicht da, aber er war unheimlich präsent, denn es war super gewölbt und ich bin fast erschrocken. Die nächste Wehe war wieder besonders lustig. Am Wehenende rutschte der Kopf wieder ein Stück zurück und ich rief: "Oh mein Gott, jetzt ist es wieder reingerutscht". Sabine war völlig entspannt und meinte, dass wäre doch gut. Wahrscheinlich fürs Gewebe aber nicht für meine Nerven.

Bei der nächsten Wehe - sie war unheimlich lang und intensiv, der Druck war immens - kam der Kopf. Die Wehe war tatsächlich auch schmerzhaft. Dabei habe ich mein Bein angehoben wie ein Hund, der pinkelt. Aber es war die einzige Möglichkeit, dem Druck noch irgendwie nachzugeben. Danach war ich total ruhig. Ich bewegte mich keinen Zentimeter aus Respekt vor der nächsten Wehe. Ich hatte auch Angst mit irgendeiner Bewegung die nächste Wehe auszulösen und dass wollte ich so lange wie möglich vermeiden. Und außerdem wollte ich dem Kind nicht irgendwie weh tun. Also blieb ich fast wie völlig erstarrt so knien. Ja und die nächste Wehe hatte es auch in sich. Absolut der Wahnsinn. Was der menschliche Körper aus sich heraus so schafft! Ich würde sagen die Wehe war noch länger. Was ich auch nicht gedacht hätte, dass ich die Konturen des Kindes so spüre.

Jetzt war sie da. Ich hatte kaum eine Pause zum Verschnaufen. Sabine hat sie mir direkt durchgereicht und vor mich gelegt. Das war aber gut, weil direkt das Gefühl des Schmerzes, überging in das Gefühl, Wahnsinn dein/unser Kind ist da. Und so war es auch. Wie sie es hingelegt hat, war klar es ist ein Mädchen. Ein MÄDCHEN!!!

Ich bin ja förmlich ausgeflippt und hab mich so gefreut: Jetzt sind wir Mama und Papa - Eltern. Krass.


Ich hab sie lange angeschaut, wie sie da dalag. Und hab sie angefasst. Irgendwann, als wär es Telepathie (sie tat mir schon fast leid: ist es nicht zu kalt dort unten), meinte Sabine wir gehen jetzt mal so langsam rüber. Wie selbstverständlich, als hätte ich sie schon 100 mal hochgehoben, nahm ich sie und wir gingen ins Schlafzimmer. Sabine hatte mir den Weg "ausgelegt", ich fühlte mich fast schon geehrt. ;-) Dann konnten wir drei alleine kuscheln und uns ein bisschen kennenlernen. Wir konnten sie beschnuppern und anfassen und erst einmal unser Glück fassen, was doch eigentlich unfassbar ist. Nach einer Stunde - als ich auch so dachte: Was macht unsere Sabine überhaupt? - kam sie und schaute nach uns. Nun wurde es auch Zeit für die Plazenta, weil die ja bisher noch nicht da war. Ich hatte auch keinen Gedanken an sie verschwendet und war mit der Maus völlig im Frieden. Nun gut wir probierten verschiedene Sachen aus, aber nichts tat sich. Ich hatte ja auch so keine Lust darauf. Ich wusste nicht wohin ich drücken sollte und ich war einfach auch durch. Ich glaube ich hatte schon alle Wehen verbraucht. ;-) Mir kamen auch blödsinnige Gedanken wie: Kann die nicht drinnen bleiben für das Geschwisterchen? Die können sich die doch teilen, dann werden sie gleich sozialer. ;-))) Aber Sabine meinte: Nein, hier wird nicht geteilt.

Sabine gab uns noch ein bisschen Zeit. Beim zweiten Versuch, wir hatten Sie dann doch abgenabelt, kam dann doch noch die Plazenta. Vielleicht hätte mich Sabine vorher nochmal kurz an die Nachwehen erinnern müssen, dann hätte ich mir einfach eine für die Plazenta aufgehoben.


Das Wochenbett war für mich dann weniger lustig. Das Stillen war unheimlich schmerzhaft. Dann hätte ich lieber noch ein paar Stunden Geburt gehabt als das Stillen. Es fühlte sich an, als würde mir jemand wie mit der Salamitechnik stückchenweise die Brustwarze abschneiden. Furchtbar! Man konnte gut hören, wann ich gestillt habe: Die Kleine hat dann nicht mehr geschrien, aber dafür ich. Für mich war das Stillen 1000x schlimmer und ich kann Frauen nun verstehen, wenn Sie abstillen. Sabine hat mich mit allem Möglichen bei Laune gehalten und irgendwie haben wir die Zeit mit Milchstau und Schmerzen auch überstanden. Heute ist Stillen kein Problem mehr.




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